Kloster Maria Engelport – Predigt Msgr. Schmitz – Fest des Heiligen Franz von Sales

/ Juli 5, 2022/ Predigten

Samstag 29.01.2022 – Fest des Heiligen Franz von Sales

Kloster Maria Engelport – Predigt Msgr. Schmitz

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

Der heilige Franz von Sales scheint uns weit entfernt. Er hat im 16. und 17. Jahrhundert gelebt. Seine Sprache erscheint manchmal barock und seine Vergleiche bildreich. Er war ein großer Herr und ein adeliger Fürstbischof. Ritterlichkeit und Vornehmheit waren ebenso seine Merkmale wie tiefe Heiligkeit und echte Demut. Hat er uns etwas zu sagen?

Obwohl ihn sein natürlicher und übernatürlicher Stand so weit von uns zu entfernen scheinen, ist er ganz aktuell. Er spricht er direkt in unsere Zeit hinein, die der unseren sehr ähnlichsah. Auch in seiner Epoche hat es Unruhen, Unsicherheit, Kriege, und vor allen Dingen Glaubensabfall gegeben, ganz wie in unserer Zeit. Deswegen wollen wir heute besonders den Heiligen selbst sprechen lassen, damit er uns aus seiner Erfahrung mit einer ganz ähnlichen Zeit Trost geben und auch sagen kann, welcher der richtige Weg zu Gott ist, den wir gehen sollen, wenn die Zeiten dunkel werden.

Der Heilige, dessen Bischofsstadt von den protestantischen Calvinisten besetzt war, hat kein Blatt vor den Mund genommen, als er ihnen angekündigt hat, was ihre angebliche neue Religion ausrichten wird.

Er spricht in seinen Kontroversschriften ganz deutlich direkt zu den Calvinisten: „Eure Prädikanten“, so sagt er, „haben noch kein Land und keine Gegend vom Heidentum bekehrt. Die Christenheit entzweien, Parteien bilden, das Gewand des Herrn in Stücke reißen – das sind die Wirkungen eurer Predigten. Die katholische christliche Lehre ist ein sanfter Regen, der die unfruchtbare Erde sprießen lässt. Die eure gleicht eher dem Hagel, der die Ernte zerschlägt und die fruchtbarsten Felder in Brachland verwandelt.“

Das hätte er heute sagen können: Diejenigen, die uns eine neue Religion ohne Kreuz predigen wollen, bekehren nämlich die vielen Neuheiden unserer Zeit nicht, sondern sie verwandeln auch noch das, was vom katholischen Glauben übriggeblieben ist, in Brachland und zerstören mit ihren Dummheiten die Ernte des Herrn, die wir doch in Seine Scheune einbringen sollen.

Der Kirchenlehrer kommentiert dann, ebenso in seinen Kontroversschriften gegen die Calvinisten Genfs, den 12. und 13. Vers des Briefes des heiligen Apostels Judas Thaddäus und vergleicht die Irrlehrer seiner Zeit eben mit den Irrlehrern aller Zeiten, die der Apostel beschreibt. Der heilige Franz von Sales sagt in seinem Kommentar: „Ihr, [die calvinistischen Prediger], seid wie jene Irrlehrer der anderen Zeit, unfruchtbare Bäume im Herbst. Sie haben wohl das Äußere der Heiligen Schrift, aber nicht den inneren Saft des Geistes. Sie haben nur das Blatt des Buchstabens, nicht aber die Frucht der Einsicht.“

So auch heute! Die Heilige Schrift wird gerne auszugsweise zitiert und den frommen Katholiken vorgehalten, aber wenn den Herren etwas in der heiligen Schrift nicht passt, dann wird es weginterpretiert. Die Heilige Schrift dient auf diese Weise nur dazu, dem Irrtum freie Bahn zu verschaffen, und die diesen Irrtum verkünden, haben, wie die Irrlehrer der damaligen Zeit, nicht den wirklichen Geist Gottes. Sonst würden sie nämlich alles gläubig annehmen, was der Herr uns durch die Schrift sagen will, und zwar mit der Lehre der Kirche, die die schriftlich niedergelegte Offenbarung hervorgebracht hat und authentisch interpretiert. Man kann sich das Wort Gottes nicht nach eigenem Geschmack aussuchen und zurechtlegen!

Der Heilige Franz von Sales sagt weiter: „Diese Irrlehrer sind wie zweifach Gestorbene: Der Liebe gestorben durch die Spaltung, dem Glauben durch die Irrlehre.“ Wir merken, dass all die vielen Streitereien in der Kirche die Liebe sterben lassen. Wir merken, dass der Glaube schwach wird. Der Glaubenseifer der Menschen wird nicht durch unnütze Kontroversen gestärkt. Die Menschen werden dadurch nicht im Glauben unterrichtet. Sie werden nicht zur Liebe Jesu Christi in den Sakramenten geführt, sondern das alles wird ihnen unsicher dargestellt, sodass sie in Zweifel geraten – wie es in der damaligen Zeit. Deswegen nennt der heilige Franz von Sales mit dem heiligen Apostel Judas Thaddäus diese Irrlehrer „Entwurzelte, die keine Frucht mehr bringen können“.

Früchte bringt das viele Gerede in der Kirche schon lange nicht mehr. Fast überall haben die übernatürlichen Früchte aufgehört zu wachsen. Es gibt weniger Berufungen. Es gibt weniger Menschen, die überhaupt in die Kirche gehen. Es gibt ganz wenige noch, die den Maßstab der Gebote Gottes zum Maßstab ihres eigenen Lebens machen. Es wird zwar viel geredet, aber wenig Frucht kommt aus all diesem leeren Gerede.

Deswegen vergleicht der heilige Franz von Sales alle Irrlehrer mit den Wellen des stürmischen Meeres: „Sie speien“, so sagt er „ihre Wirren der Debatten, Streitreden und Hetzen aus.“ Dass es nicht an Hetze fehlt, das hören wir gerade in diesen Tagen in den Medien. Statt sich vor die Autorität der Kirche zu stellen, statt klar und deutlich Position zu ergreifen, werden Hetzreden geschwungen, und gerade von denen, die von der Kirche leben und ohne sie noch nicht einmal einen Beruf hätten.

Der große Kirchenlehrer nennt deswegen all diese, die so reden und so handeln, „Irrsterne“, die niemand als Führer dienen könnten. Sie haben keinen festen Glauben, sondern wechseln ihn bei jeder Gelegenheit, je nach Zeitgeschmack. Immer wenn der Staat oder sonst eine vorgeblich „zeitgemäße“ Autorität etwas tut, dann laufen die Irrlehrer diesen selbsternannten Autoritäten nach, sie sagen, was den Ohren schmeichelt, sie möchten gefallen, damit sie auch wieder eingeladen werden und damit sie all die Privilegien, die sie bisher gehabt haben, auch weiter genießen können. Das war schon zur Zeit des heiligen Apostels Judas so, das war in der Zeit des heiligen Franz von Sales so und das hat sich auch heute nicht geändert. Deswegen können wir all diesen Irrlehrern mit dem heiligen Franz von Sales die entscheidenden Fragen stellen: Was Wunder also, wenn Eure Predigt unfruchtbar ist? Ist es verwunderlich, dass Ihr den Götzendienst nicht besiegen könnt? Wo die übernatürliche Liebe erkaltet, die aus den Sakramenten kommt, wo die Wahrheit nicht mehr verkündet wird, wo Streitigkeit und Zank herrscht, werden natürlich auch die Früchte des Glaubens aufhören zu wachsen.

Deswegen müssen wir mit dem heiligen Franz von Sales einfach das tun, was er in seiner Zeit getan hat, um durch die Kraft seiner Predigt über 50.000 Menschen zu bekehren. Er ist nämlich, anders als die Irrlehrer seiner Zeit und aller Zeiten, einfach zurückgekehrt zur wahren Lehre und zur katholischen Tradition. Er hat sich nicht abschrecken lassen! Er hat sich keine Angst machen lassen! Er hat vor den Mauern Genfs, in das er als rechtmäßiger Fürstbischof nicht eintreten konnte, gerufen: „Wir müssen diese Mauern mit der Nächstenliebe belagern. Wir müssen Genf mit der Nächstenliebe überwinden. Wir müssen unseren Sieg mit der Nächstenliebe herbeiführen.“

Zur Nächstenliebe gehört immer die Wahrheit der Offenbarung. Diese Wahrheit hat er in seinem ganzen Leben in die Welt hineingerufen, hat alle Schwierigkeiten dafür in Kauf genommen und hat durch die Vereinigung von Wahrheit und Nächstenliebe Tausende bekehrt.

Wenn wir in der katholischen Kirche wirklich tun, was der Auftrag des Herrn ist, wenn wir „die Wahrheit in der Liebe“ tun, „veritatem facientes in caritate“, wie der heilige Paulus sich im Epheserbrief (4, 15) ausdrückt – und wie es die Maxime unseres Instituts ist – , dann werden reiche Früchte kommen. Dann gibt es plötzlich wieder Berufungen, dann gibt es wieder neue Gründungen, dann gibt es Menschen, die zurückfinden zum Glauben, dann gibt es Bekehrungen und dann gibt es Gnade.

Das ist ein einfacher, uralter Weg, der Weg unseres Herrn Jesus Christus selbst. Und wenn wir diesem Weg, dem Weg des Himmels, nachgehen, dann können wir all die Methoden und Wege der Menschen und der Welt getrost vergessen. Dann brauchen wir uns nicht vor Irrlehrern zu fürchten, die zu allen Zeiten immer dasselbe Falsche getan und gesagt haben. Wir wissen vielmehr: Die Kirche ist auf Felsen gebaut! Christus ist der Eckstein und niemand kann ihn besiegen. Ihm zu folgen, in Wahrheit und Liebe, ist der sichere Weg, den uns die Tradition der Kirche zeigt. Das hat der heilige Franz von Sales gewusst, das ruft er in die Zeit herein, das ist seine ganz aktuelle Lehre für uns heute.

Folgen wir mutig dem großen Heiligen, leben wir wie er die katholische Wahrheit in der übernatürlichen Liebe und die Welt wird sich bekehren!  Amen.

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.