Predigt Msgr. Prof.DDr. Rudolf Michael Schmitz am 6. Januar 2023 (Epiphanie)

/ März 1, 2023/ Predigten

Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.

„Denn sieh, Finsternis bedeckt die Erde und Dunkel die Völker“ (Is 30, 1-2). Dunkel ist es nicht nur wegen des Winters, dunkel ist es auch wegen einer fortschreitenden Banalität unseres Lebens. Je materialistischer unsere Gesellschaft wird, desto langweiliger und eintöniger wird sie. Man versucht zwar mit allerlei künstlichen Freudenausbrüchen diese Eintönigkeit und diese Langeweile zu übertönen, aber im Grunde ist es immer dasselbe. Immer dieselbe Arbeit, immer dasselbe Leid, immer dieselbe Sucht nach Materiellem und nach Lust, und wenn man alles bekommen hat, dann ist einem immer noch langweilig.

In diese Langeweile, in diese Banalität des Materiellen tritt das Geheimnis Gottes ein wie ein großes Licht. Wenn wir heute die Erscheinung des Herrn feiern, dann feiern wir nicht nur ein einziges Fest, nicht nur die Anbetung der Könige, sondern wir feiern verschiedene Momente des Lebens Jesu, in denen die Herrlichkeit des Herrn, Sein Licht, Sein Glanz eintritt in die Banalität des menschlichen Lebens, die von der Sünde geschaffen ist.

Wir feiern nämlich im heutigen Fest nicht nur die Erscheinung des Herrn, sondern wir sehen das gesamte, trinitarische Geheimnis des allmächtigen Gottes in unsere Welt eintreten. Die Kirche feiert heute die Anbetung der Könige, die den Herrn in der Krippe erscheinen sehen. Sie feiert aber auch seit alters her, ja fast noch vor dem heutigen Festgeheimnis, dieses Hochfest als das Fest der Taufe Jesu, als den Moment, wo der Herr selbst als der Sohn des ewigen Gottes offenbart wird. Die Kirche begeht heute ebenso von alters her das Gedächtnis des ersten Wunders des Herrn bei der Hochzeit von Kana, in der Er sich offenbart als der, der Er ist: der große, allmächtige Gott! In diesen drei Festmomenten des heutigen Tages offenbart sich jeweils die Größe und der Glanz der Heiligen Dreifaltigkeit.

Zunächst folgen die Könige, die weisen Magier aus dem Morgenland, dem Zeichen, das sie in den Sternen des Schöpfergottes gesehen haben. Sie folgen dem Naturgesetz, das nicht erlaubt, Dinge fest vorauszusehen, wenn man in die Sterne blickt, das aber doch gewisse Gesetzmäßigkeiten aufscheinen lässt, in denen Ereignisse von großer Bedeutung sichtbar werden. Die heiligen drei Könige wissen das, weil sie gelernt haben, in der Schöpfung des Vatergottes zu lesen. Sie kommen dann von weit her, angeleitet durch die Führung des Geistes, der vor ihnen den Stern der Weisheit aufgehen lässt. Der Geist Gottes führt sie durch die Wüsten ihrer Heimat, durch unwegsames Gelände, durch die Vorurteile ihrer Zeit bis an die Stufen des Thrones dessen, der Jesus in Judäa am meisten hasste, Herodes, der ganz der Banalität der Welt ergeben ist. Selbst dieser aber kann dem Wirken des Geistes nicht Einhalt tun, so dass sie schließlich durch den Stern an die Krippe gelangen. Dort offenbart sich ihnen, nachdem sie der Eingebung des Vaters gefolgt sind, nachdem sie der Geist geleitet hat, die Herrlichkeit des Sohnes, und sie beten an und geben Ihm ihre Gaben.

Bei der Taufe Jesu im Jordan sehen wir ebenso die Herrlichkeit der Dreifaltigkeit in die Banalität der Welt eintreten. Johannes tauft den demütig sich neigenden Herrn. In diesem Moment kommt der Heilige Geist in Gestalt einer Taube auf Ihn nieder und die Stimme des Vaters sagt: „Das ist mein Sohn, an dem Ich Wohlgefallen habe.“ Was viele als Taufe der Buße über sich ergehen ließen, das wird plötzlich Epiphanie, Gotteserscheinung, und wir sehen, dass der demütige Herr, der sich vor Johannes neigt, in Wirklichkeit der Messias, der göttliche Gesandte des Dreifaltigen Gottes in dieser Welt ist.

Schließlich werden wir bei der Hochzeit von Kana gewahr, wie stark die Macht des Vaters ist, der damals wie heute in unsere Welt hineinwirken kann. Der Herr wirkt Sein erstes Wunder in der Allmacht des Vaters, mit dem Er ganz eins ist. Er wirkt es durch das Tun des Hl. Geistes, der überall da anwesend ist, wo der Herr auftritt. Gerade dadurch merken alle: Jesus ist kein gewöhnlicher Prophet; Er ist der Erlöser der Welt, dem die Elemente gehorchen und der verwandeln kann, wo den Menschen keine Möglichkeit mehr gegeben ist. Er verwandelt nicht nur Wasser in Wein, Er verwandelt gleichsam uns alle in Kinder Gottes und der Kirche dadurch, denn er uns statt Brot sein Fleisch und statt Wein Sein eigenes Blut zu schenken bereit ist.

Die Heilige Dreifaltigkeit wird an diesem Tag dreimal im Handeln Jesu Christi und im Handeln der Kirche sichtbar, die diese Festgeheimnisse geheimnisvoll wieder aufleben lässt.

Gleichzeitig sehen wir in den geheimnisvollen Gaben, die die Heiligen Drei Könige heute bringen, die ganz besondere Gegenwart des allmächtigen Gottes unter uns. Sie bringen Gold, Weihrauch und Myrrhe. Schon von Anfang an haben die hl. Kirchenväter dieses außergewöhnliche Ereignis interpretiert. So sagt der hl. Irenäus: „Die Magier haben durch die Geschenke angezeigt, wer es war, den sie anbeteten.“ Gold haben sie gebracht als Zeichen für das Königtum des Herrn, der da, demütig wieder, in der Krippe liegt. Weihrauch haben sie gebracht: Daran sehen wir die Gottheit des Herrn, die wie Weihrauch aufsteigt in der Kälte der Zeit, um den Vater zu preisen. Sie haben Myrrhe gebracht, um bereits anzudeuten, dass die Menschheit unseres Herrn Jesus Christus eines Tages mit Myrrhe gesalbt wird, wenn sie für unser Heil gestorben ist. Wir wissen deswegen, dass der König der Krippe nicht nur wahrer Gott ist, sondern auch wahrer Mensch.

Die Väter haben in diesen Zeichen noch mehr geschaut. Sie haben gesehen, dass der Herr ganz Gott ist, erkennbar an dem Gold, das die Könige bringen. Aber der Herr ist auch Priester, denn der Weihrauch Seines ganzen Lebens steigt auf, um ein Sühneopfer für unsere Sünden zu sein. Der Herr ist ebenso der Seelenarzt, der mit der Myrrhe Seiner Barmherzigkeit unsere Seelen salbt, damit sie geheilt werden von den Sünden. Wir können darin wieder das Wirken der Dreifaltigkeit erkennen: Das Gold steht für den Vatergott, der seinen Glanz den anderen Personen der Heiligen Dreifaltigkeit mitteilt. Der Weihrauch steht für den Heiligen Geist, der, sich verbrennend in Liebe, ständige Gebete zum Vater und zum Sohne hervorbringt, die Ihm in Liebe antworten. Und die Myrrhe steht für den Sohn, der Sich ganz den anderen schenkt, der von Ihnen ganz gesalbt ist, damit nichts, was Seine Menschheit ausmacht, die Größe Seiner Gottheit vermindert. Hier ist nichts banal und langweilig, sondern alles groß, bedeutungsvoll und ewig!

Deswegen lädt uns die Kirche heute ein, unsererseits Gaben zu bringen: Gaben, die auch uns aus der Banalität unseres Lebens befreien; Gaben, die die Gegenwart des Dreifaltigen Gottes anerkennen, der uns in der Welt immer neu erscheint; Gaben, die ebenso an den Gaben der Heiligen Drei Könige ablesbar sind.

Da ist zunächst das Gold unseres Glaubens, das alles, was wir im Leben tun, sei es auch vordergründig noch so banal und klein, zum Glänzen bringt. Wer glaubt, ändert das Leben, und zwar nicht nur sein eigenes, sondern ebenso das der anderen und das der Welt, weil der Glanz des ewigen Vaters durch seinen Glauben sein tägliches Leben und das Leben aller erhellt. Dann kommt die Gabe des Weihrauchs: Weihrauch steht bei uns für das Gebet, das den Tag beginnt, das ihn begleitet und das ihn beschließt. Wer betet, der ist kein banaler Mensch. Wer betet, dem wird es niemals langweilig. Wer betet, der kann auch in den kleinen Geschehnissen, die der Welt so nichtig erscheinen, das Wirken Gottes erkennen. Wer betet, der öffnet sich der großen Liebe der Dreifaltigkeit, denn sein Herz gibt zurück, was er empfangen hat. Schließlich geben wir die Myrrhe der guten Werke: Wenn wir den Glauben in uns stärken, wenn wir im Gebet mit Gott Kontakt halten, dann werden wir leichter die Nächstenliebe leben, dann werden wir die Bedürftigen wirklich in Gott lieben, wie Er uns liebt, und wir werden gerne mit ihnen die Geschenke teilen, die wir selbst von Gott erhalten haben.

Das alles vermindert die Banalität der Welt, vermindert die Kälte und den Egoismus, die alles langweilig und eintönig machen. Wer glaubt, wer betet, wer Gott und den Nächsten liebt, der wird immer etwas Neues und Wunderbares in dieser Welt finden, und er wird selbst jedes Opfer gerne bringen, weil es eine Gabe ist, die er an die Krippe unseres Dreifaltigen Gottes bringen kann, um die Größe Gottes anzuerkennen und zu verherrlichen.

So werden wir alle durch dieses Fest der Erscheinung des Herrn mit seinem dreifachen Sinn und seinen dreifachen Gaben an die Gegenwart des Dreifaltigen Gottes in dieser Welt erinnert. Diese Geheimnisse nehmen uns alle Langeweile, retten uns vor aller flachen Banalität, bringen uns die Herrlichkeit des Herrn und führen uns in das Abenteuer eines Lebens, das ganz Ihm geschenkt ist. Wo immer eine solche christliche Existenz gelebt wird, wird sie dem gleich sein, was die Magier aus dem Orient erlebt haben, denn jedes Leben, klein oder groß, wird dann die Zeichen, die der Vater setzt, erkennen, wird dem Stern des Heiligen Geistes folgen und wird mit den Heiligen Drei Königen, den Hirten der Weihnachtsnacht und der ganzen Kirche die Krippe finden, reiche Gaben bringen und dort anbeten ohne Ende. Amen.

Im Namen des Vaters, des Sohnes und des Heiligen Geistes. Amen.